Dienstag, 9. März 2010

Das Comeback der Margot Käßmann

Rücktritt als Bischöfin: Das Comeback der Margot Käßmann. Wie aus einem Rücktritt Kraft erwächst – für die Frauen und für den Protestantismus.

Ich habe viele Texte/Berichte/Kommentare zum Rücktritt von Margot Käßmann gelesen. Der von Antje Vollmer am 5. März in "ZeitOnline" war der beste. Antje Vollmer, Bündnis90/Die Grünen, war von 1994 bis 2005 Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages in Berlin.

"Musste Margot Käßmann zurücktreten? Nein, musste sie nicht. Machtpolitisch wollte niemand ihren Rücktritt, trotz manchen politischen Streits in der Vergangenheit. Denn jedem im keineswegs alkoholfreien Berlin war klar: Wenn diese Bischöfin wegen dreier Gläser Weißwein gehen muss, dann schleudert es bald jeden aus seinem Kanzler-, Minister- oder Chefredakteurstuhl.

Auch kirchenpolitisch stellte sich der Rat der EKD in einer einzigen Telefonkonferenz blitzschnell hinter seine Vorsitzende, wohl wissend, welchen Verlust für alle es bedeuten würde, diese unglaublich populäre neue Stimme des deutschen Protestantismus zu verlieren. Aus Glaubwürdigkeitsgründen gegenüber der Basis musste sie schon gar nicht gehen.

Gehen musste Margot Käßmann wegen der falschen Freunde, Freundinnen und Frauenretter, die sich allzu gern an ihre Seite gestellt hätten, um sich in ihrem eigenartigen charismatischen Glanz zu spiegeln."

Ich meine, Sie sollten hier online weiterlesen - gerade mit einigem Zeitabstand kann man den Artikel besser aufnehmen - weil er wiklich gut ist (und auch mir aus dem Herzen spricht).

Dienstag, 2. März 2010

Essing steckt sie alle in die Tasche

PR-Rat: Auseinandersetzung Essing ./. Christ bleibt auf der Agenda.
Dies ist der Titel einer "PR-Journal"-Meldung vom 1. März. Am 2. März ging dazu folgender Kommentar ein (Absender fiktiv, also anonym):

"Erneut zeigt sich die Machtlosigkeit des PR Rates. Während man sich in anderen Situationen schon lautstark zu Wort meldet, schafft man es hier noch nicht einmal die erdrückende Beweislast zu bewerten und im Sinne der Branche Flagge zu zeigen. Vielleicht liegt es auch daran, dass man mit einem Herrn Essing gemeinschaftlich an der Uni Leipzig lehrt? http://www.communicationmanagement.de/index.php?id=1226

Da kann man sich ja schon auf die Zukunft der PR freuen!

Aber auch die sonstigen ewigen Mahner sind merkwürdig still. Dauermahner Thomas Leif (netzwerk recherche) ist nicht zu vernehmen. Na ja, als "investigativer" Journalist ist er natürlich auf solche Nachtschattengewächse wie Essing angewiessen und hat wahrscheinlich die ein oder andere Leiche mit ihm im Keller.

Auch von unserem ersten lebenden moralischen Zeigefinger, Heiko Kretschmer, ist nichts zu hören. Zu hoffen wäre ja mal, dass er sein Amt als Ethikbeauftragter nicht zur Eigenvermarktung seines Unternehmens nutzt sondern auch mit Leben füllt. Oder ist da die Angst vor einem Norbert Essing größer als die Darstellungssucht?"

Ich wollte diese Meinung auch hier dokumentieren und bin gespannt, ob, wann + wo sich jemand dazu meldet.

In einer "Presseportal"-Vorabmeldung des "prmagazins" war schon zu lesen:

Essing selbst sieht sich als Opfer einer "Intrige". Er habe "bald die nötigen Unterlagen zusammengebracht, um das ganze Ausmaß allmählich verstehen zu können", sagte er dem prmagazin: "Natürlich ist da niemand mehr mit der 'smoking gun' in der Hand, aber einige stehen mitten im Pulverdampf."

Donnerstag, 25. Februar 2010

Regelmäßig wurden die Verbrechen von Vorgesetzten vertuscht

Auf der Homepage des Branchenmedieums "Berliner Journalisten" hat Richard Schnabl am 23. Februar einen Kommentar geschrieben, der lesens- und nachdenkenswert ist (selbst für Katholiken). Überschrift: Kirchen: Komasaufen und Lüsternheit - wir teasern einen Ausschnitt an, Sie können hier online selbst weiterlesen.

"Bei den katholischen Horror-Priestern sollten aber andere Maßstäbe gelten. Da wird zwar auch
bedauert, es sollte aber auch bedacht werden, dass es sich bei sexuellen Übergriffen auf Kinder, Jugendliche und Schutzbefohlene um schwere Straftaten handelt (§174 StGB - Sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen), Offizialdelikte, die außerdem über einen langen Zeitraum, in mehreren Einrichtungen der gleichen Organisation bundesweit begangen wurden. Regelmäßig wurden die Verbrechen von Vorgesetzten vertuscht (Papst Benedikt XVI. forderte 2001 als Kardinal von seinen Bischöfen Verschwiegenheit zu Pädophilie-Vorfällen in der Kirche), Strafverfolgungsbehörden nicht informiert und damit die Täter ermuntert, weitere Straftaten zu begehen. Ungünstig betrachtet entsprechen solche Vorgänge schwerer bandenmäßig organisierter Kriminalität, mit milderem Blick könnte man von Komplizenschaft und Behinderung der Justiz sprechen.

Wenn jetzt der Vorsitzende der Katholischen Bischofskonferenz die Bundesjustizministerin angreift, scheint dieser den Ernst der Situation wohl nicht begriffen zu haben. Wer die Strafverfolgungsbehörden über Jahre nicht über schwere Straftaten, die intern bekannt waren informiert, hat schwere Schuld auf sich geladen. Rechtzeitiges Eingreifen der Polizei hätte weitere Taten verhindern können. Der Einwurf der Bundesjustizministerin, ” die Kirche müsste endlich konstruktiv mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten”, erscheint unter diesem Gesichtspunkt mehr als angemessen."

Dienstag, 23. Februar 2010

Brenders "Spitzel"-Vorwürfe: Ausbruch eines Gepiesackten

Ein Kommentar von Markus Brauck am 22. Februar in "Spiegel.Online.Kultur". Ich denke lesenswert, weil kerine schlechte Sichtweise. Es ist, wie in vielen anderen Fällen auch: wenn eine Sache richtig sitzt, ereifert man sich über die Form - um von den eigenen Peinlichkeiten abzulenken (ich habe das in meiner PR-Laufbahn und den Zänkereien mit PR-Verbandsmuftis auch manchmal erlebt).

"Mit seinem Vorwurf, es gebe ein ZDF-internes "Spitzelsystem", hat Nikolaus Brender nicht nur seinen Intendanten empört. Nun schreien alle: Skandal! Dabei sind nicht die Worte des scheidenden Chefredakteurs skandalös, sondern die Zustände beim ZDF.

Er hat lange geschwiegen, er war lange loyal. Doch jetzt ist es aus dem von der Politik lange gepiesackten ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender herausgebrochen, und er hat öffentlich gesagt, wie er manche Journalisten in seinem Sender und vor allem die strippenziehende Parteipolitiker im Hintergrund wirklich sieht: Als Spione und Einflüsterer die einen, als machtversessene Anstaltsherrscher die anderen. Und er erntet Empörung."
Hier online weiterlesen - es lohnt sich!

Auch der ehemalige WDR-Intendant Fritz Pleitgen unterstützt hier in "Focus.Online.Kultur"  Nikolaus Brender.

Rüttgers war doch ein Schnäppchenpreis

Für 6.000 Euro konnte man im Rahmen eines Sponsoringpakets der CDU NRW ein Gespräch + Foto mit dem NRW-Ministerpräsidenten bekommen. Das geht nun wohl nicht mehr. Dabei wäre es doch ein Schnäppchen gewesen im Verhältnis zur FDP und Guido Westerwelle. Für den musste die Hotelbranche (Mövenpick) immerhin 1,1 Millionen Euro auf den Tisch legen (in die Parteikasse schieben/spenden). Und nochmal 800.000 Euro zusätzlich an die CSU von Horst Seehofer.

Dafür wurde dann aber auch was geboten: man bekam eine Gesetzesänderung mit gesenkter Mehrwertsteuer aufs Tablett serviert! Auf dass die Berliner Tigerenten-Koalition fröhlich ihre eigenen Grundsätze über Bord wirft - Geld stinkt halt nicht. Jetzt fehlt dann eigentlich nur noch eine Preisliste, was welche Gesetzesverbiegung zugunsten der Interessen von denen da oben kostet...

Die PR-Szene wird ärmer: Klaus Kocks sagt nichts mehr

Tja, ich wollte es zunächst auch nicht glauben, aber er hat es selbst in einem Leserbrief im "PR-Journal" am 22. Februar kundgetan, als er an mich schrieb:

"Mein Lieber, ich habe schon vor einiger Zeit beschlossen, dass ich zum Thema "PR" gar nichts mehr sage. Mein ZAPP-Interview war wirklich das letzte zu diesen Selbstbespiegelungen der Branche. Es ist alles gesagt. Entsprechend habe ich auch meine Kolumne im "pr magazin" aufgegeben. Jeder Satire ist der Boden entzogen, wenn die Diskussionen fundamentalistisch werden, der Zynismus Praxis und die Pharisäer auch in der Wissenschaft ihr Haupt heben. Siehe licensia docendi lipsiensis für Einschlägige. Im Grunde klagen Avenarius und Bentele (vs Merten) ja nur ihr Recht als Wächterrat ein, nicht beleidigt zu werden. Mich leitet fürderhin Karl Valentin: Gar nicht erst ignorieren!"

Das ist eigentlich schade, denn Kocks hat durch seine klaren Worte und seine praktische und theoretische Arbeit viel für die PR-Branche getan. Ich weiß, das sehen nicht alle so - aber bei den vielen Weicheiern heutzutage, tat solch ein Mensch wirklich gut. Auch den Medien wird künftig jemand aus der PR-Szene mit klarer Aussage fehlen. Die Welt wird sich weiter drehen, aber es wird ein sezierender Lichtstrahl fehlen.

Donnerstag, 18. Februar 2010

PR-Umsatz-Ranking 2009 gestartet

So, jetzt bin ich gespannt. Am 18. Februar um 12 Uhr hat unser Webmaster Robert Deutz die Online-Umfrage fürs "Pfeffers PR-Ranking 2009" gestartet. Rücksendeschluss ist der 18. März 2010. Nach der üblichen Nachfrist wird die Umfrage ausgewertet und soll dann ab 7. April der Branchenöffentlichkeit zur Verfügung stehen.

Letztes Jahr haben sich 144 Agenturen beteiligt. Mal sehen, wie viel es diesmal werden. Es wäre schön, wenn trotz des wahrscheinlich nicht so guten Geschäftsjahres die Agenturen auch melden, wenn sich ein Minus bei den Honorarumsätzen ergeben hat. Leider ist eine geplante Forecastumfrage im November 2009 an einer zu geringen Beteiligung gescheitert. Insgesamt erwarte ich zum ersten Mal nach 15 Jahren ein Minus im Gesamtergebnis.

AB-Ansage: Bin Autobahn-Faxen

Vorschlag für Anrufbeantworter-Ansage von PR-Beratern und Spin-Doktoren: "Bin gerade mal weg zur Autobahntankstelle - unwichtiges Fax verschicken."

Mittwoch, 17. Februar 2010

Bischof Mixa Nr. 1 für Sexualaufklärung, Eheberatung, Kindererziehung etc.

Man glaubt es kaum: Da sagt doch der Augsburger katholische Bischof Walter Mixa (68), er führe den Missbrauch an Jesuitenschulen auf die gesellschaftlichen Entwicklungen seit 1968 zurück. An den "abscheulichen Verbrechen" sei seiner Meinung nach die "sogenannte sexuelle Revolution sicher nicht unschuldig". Die hunderte von Mißbrauchsfällen in Irland waren übrigens vor 1968 - wer ist dann auf der grünen Insel schuld? Der irische Whiskey oder was?

Nach seinen Äußerungen zu den Ursachen von Missbrauchsfällen in katholischen Einrichtungen schlägt dem deutschen Kirchenmann allerdings scharfe Kritik entgegen. Die katholische Kirche müsse endlich das fortgesetzte "Vertuschen und Verschweigen" solcher Fälle beenden und klären, wie sie grundsätzlich darauf reagiere wolle, sagte Christian Weisner, Sprecher der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche". Mixas Chef, der deutsche Papst Benedikt VI. kann dazu nicht gehören, denn er hat Mixa noch nicht zum Rapport vor seinen Stuhl im Vatikan zitiert.

Die verquere Sexualmoral und Scheinheiligkeit der Katholischen ist schuld, u.a. der Zölibat. Regen wir uns nicht weiter auf: die katholischen Seelsorger machen trotz fehlender eigener Lebenserfahrung weiter in hilfreicher Eheberatung, Sexualaufklärung, Kindererziehung etc.

ZAPP: PR-Berater - Geschäfte und Machenschaften

Heute (17.2.) abend im NDR-Fernsehen um 23:05 Uhr - ZAPP: PR-Berater: Geschäfte und Machenschaften. Aus der NDR-Vorabinformation: Nahaufnahme. Eine Hand hält einen Stift auffordernd seinem Gegenüber hin, um diesen zum Unterschreiben von Unterlagen zu bewegen. Wer bestimmt die Nachrichten? PR-Berater beeinflussen Berichte. Mit kleinen Tricks, dreckigen Geschichten sogar üblen Erpressungen. Eine Branche und ihre geschönten Wahrheiten.
Ob es neue Erkenntnisse zur Sache Essing geben wird? Mal sehen...

N.S. nach der Sendung: langer Anlauf über diverse Fälle + Personen zu Essing. Ende offen. Ansonsten das Übliche: arme Journalisten, raffinierte PR. Zumindest die Chefs von  "Handelsblatt" und "Süddeutsche Zeitung" sollen die Essing-Quelle abgeschaltet haben.